An mein Goldstück:


ich kann immer noch nicht begreifen, wie dass passieren konnte
und dass es wirklich passiert ist.
Du warst immer so vorsichtig und schlau.
Ich weiß auch nicht, ob es ein Unfall war oder ob jemand das mit Absicht getan hat.
Und das ist vielleicht auch besser so.


An diesem Morgen hast du unterm Fenster gesessen,
anstatt aufs Fensterbrett zu springen wie immer.
Ich habe dich dann gerufen, damit du zur Tür rein kommst.
Du kamst dann auch, langsamer als sonst, dein linkes Vorderbein schlenkerte hin und her.
Ich wusste vor Entsetzen nicht was ich tun sollte.
Es war halb fünf in der Früh und der Tierarzt macht erst um neun auf.
Du hast dich unters Bett gelegt ohne einen Ton der Klage.

Um neun wolltest du dann erst nicht in den Korb,
bist dann aber doch eingestiegen, wieder ohne Klage.
Beim Tierarzt hast du dich röntgen lassen ohne einen Mucks.
Als ich dann rein kam und die Röntgenbilder gesehen hab,
ist mir fast mein Herz stehen geblieben.
Dieser schrecklich zertrümmerte Knochen.
Die Ärztin sagte, du würdest daran sterben.
Eine OP wäre möglich. Langwierig und teuer.
Du hättest sechs Wochen in einer engen Kiste liegen müssen,
ohne dich zu bewegen, damit die Platten und Schrauben anwachsen können.
Ich weiß nicht, ob wir das zusammen überstanden hätten,
ob du hättest gesund werden können.
Aber die Vorstellung an dich in der engen Kiste, ohne zu verstehen warum ich dir das antue
und an die Schmerzen, haben mir mein Herz zugeschnürt.
Ich habe dich einschläfern lassen.
Wieder hast du nicht geklagt oder dich gewehrt.
Nur als die Spritze anfing zu wirken,
hast du deinen Kopf gehoben und mich mit deinen treuen großen Augen angeschaut.
Niemals werde ich diesen Blick vergessen können.
Ich habe dich dann hier im Garten begraben weil,
ich es nicht ertragen konnte, dass jemand Seife aus dir macht.

Ach mein Goldstück,
ich weiß nicht ob es die richtige Entscheidung war,
ob du nicht doch hättest gesund werden und noch lange leben können.
Aber ich war zu FEIGE es auszuprobieren.
Und jetzt ist es sowieso zu spät.

Ich weiß, dass ich irgendwann aufhören werde zu weinen.
Und aufhören werde am Fenster zu stehen, auf den Flieder zu schauen
unter dem dein schönes weiches Fell begraben ist und laut mit dir zu reden.
Ich werde aufhören bei jeder Bewegung auf dem Balkon aufzusehen,
weil ich es so gewohnt bin.

Aber ich werde dich ganz bestimmt niemals vergessen.
Und wenn es so was wie einen Himmel gibt,
dann ist der ganz bestimmt auch für Tiere!
Mach’s gut und verzeih mir !

Nicola

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